Männerbünde

Bereits im Kindergarten zeigt sich der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen. Mädchen tendieren dazu beim Spiel irgendwas Verletzliches umsorgen zu wollen, es zu beschützen und am Leben zu erhalten. Jungs sind da ganz anders, sie schließen sich zu Gruppen zusammen um eine andere Gruppe oder eine große Gefahr zu bekämpfen. Daher auch so klassische Spiele wie Cowboys gegen Indianer.

Dieses Verhalten ist tief in uns verankert und man muss sein Wesen verstehen. Es geht nicht einfach darum Freundschaften zu schließen, nein, das gemeinsame Ziele, der gemeinsame Feind ist ein wesentliches Element und ohne diesem fehlt dem Männerbund die Ausrichtung, die Ergebnisvariable die es zu maximieren gilt. In der Steinzeit war der gemeinsame Feind im Regelfall die Umwelt, der es unter Blut und Schweiß Nahrung abzuringen galt.

Heute sind es meist gleichartige Gruppen an denen man sich reibt. Bandidos kloppen sich mit Hells Angels, Hooligans mit anderen Hooligans und schlagende Verbindungen tragen ihre Mensuren mit anderen Verbindungen aus. Wettbewerb belebt das Geschäft, jeder Männerbund der für sich alleine steht wird zwangsläufig zur losen Clique degenerieren. Um einen wirklich starken Bund aufzubauen braucht es die Szene, also eine Gruppe gleichartiger Männerbünde mit gemeinsamer Kultur, gemeinsamen Werten und vor allem - gemeinsamen Unwerten die man kollektiv verachtet. Alles Weitere ergibt sich daraus. Die Dominanz-Kompetenzhierarchie, die internen Rituale, die Art des gemeinsamen Umganges, das alles orientiert sich in letzter Konsequenz daran was einem im Wettbewerb mit den anderen Gruppen nützt, darunter zählen auch Dinge die Spaß machen, da es natürlich ungemein wichtig ist die Gruppen zusammen zu halten.

Funktionale Gruppen sind dabei stets in der Lage ihre internen Hierarchien auf Kompetenz und weniger auf Dominanz aufzubauen, wobei die Kompetenz wiederum dem Gruppenziel dient. Da Männer stets aufsteigen wollen werden sie also dazu tendieren ihre eigene Kompetenz im Sinne der Gruppe zu steigern, was schlussendlich zu unglaublich machtvollen Gruppendynamiken führen kann. Plötzlich gibt jeder alles und man sieht überall Eigeninitiative. Wichtig ist aber auch dass dieses Verhalten von den anderen als positiv anerkannt und wertgeschätzt wird. Neid und Missgunst sind der Feind einer jeden positiven Gruppendynamik. Und alleine schon deswegen ist es ungemein wichtig Narzissten und Blender auszuschließen, aber das sei hier nur am Rande erwähnt.

Leider ergibt sich hierbei für esoterische Kulte das Problem, dass sie eigentlich per Definition keine richtigen Männerbünde sein können, da diese ja immer exoterisch sind. Deswegen haben auch all die konspirativ, spirituellen Kreise auch immer eine stark exoterische Komponente und die Esoterik wird eher als Mittel zur Gruppenkohäsion genutzt und weniger als Selbstzweck. Wer also einen esoterischen Männerbund aufbauen will, der braucht zumindest vordergründig ein Ziel in der Außenwelt und er braucht möglichst gleichartige, konkurrierende Gruppen mit denen er sich streiten kann. Zusammen zu meditieren und sein innerstes zu erforschen erschafft noch keine Gruppendynamik. Man muss raus gehen in die reale Welt und Mammuts jagen, Berge erklimmen oder das tun was ich hier aus guten Gründen nicht schreiben kann.

Nietzsche sprach einst von 3 Verwandlungen, dem Kamel, dem Löwen und zuletzt dem Kinde.
Lasst uns unser wahres selbst entwickeln und lasst uns wieder zu Kindern werden. Und dann lasst uns verbrüdern und einen gemeinsamen Feind bekämpfen!

Dieser Beitrag ist zuerst im Sonnenwolf Nr.142 erschienen.
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